Charles-Guillaume Diehl (1840-1885)

Charles-Guillaume Diehl (1840 Steinbach/Hessen – 1885) war ein deutscher Ebenist und „Cabinetmaker“, Kunstschreiner und Kunstdrechsler, der aus einer Ebenistenfamilie stammte. Wie viele andere deutsche Ebenisten und Kunstschreiner ließ sich Diehl 1840 mit einer eigenen Werkstatt in Paris in der Rue Michel-le-Comte nieder. Zeitweise beschäftigte er bis zu 600 Mitarbeiter. Vor allem war Diehl auf Kleinmöbel mit Boulle Marketerie spezialisiert, aber auch große Möbel wie Tische und auch ein gewaltiger Münzschrank stammen aus der Werkstatt Diehl. Diehl hat seine Schlösser am Schlossstulp graviert, meist mit der Bezeichnung „Charles Diehl – Rue Michel-le-Comte, Paris“.

Möbel von Charles-Guillaume Diehl

Diese Wochenkommode von Charles-Guillaume Diehl (bereits verkauft) ist am Schlossstulp signiert.

Möbelstile, Hölzer, Ausstellungen

Die Werkstatt Diehl produzierte Möbel im Napoleon III. - Stil. Charles Louis Napoléon Bonaparte (1808-1873) war mit Eugénie de Montijo verheiratet. Von 1848-1852 war er französischer Staatspräsident. Im "Zweiten Kaiserreich" von 1852-1870 bekleidete er als Napoleon III. das Kaiseramt in Frankreich. Seine Eltern waren Louis Bonaparte (der Bruder von Napoleon I.) und Hortense de Beauharnais, die in Arenenberg in der Schweiz gelebt hat. Ein Nähtischchen, gefertigt 1878, ist stilistisch dem beginnenden Jugendstil nahe. Dieser „Table à ouvrage“ befindet sich heute im Museum de Orsay in Paris. Ein sehr zierliches Kleinmöbel, mit Marketerie aus Blüten,- und Blätterranken mit Libellen und Schmetterlingen. Versehen mit einem Spiegel und Bronzeverzierungen an den Beinen. Ebenfalls ein Kleinmöbel, ein Kabinett „de Cigares“ ist stilistisch dem Historismus zuzuordnen. Dieses wurde im Auftrag von Kaiser Napoleon III. gefertigt, der es aber nicht mehr benutzen konnte, da das Zigarrenaufbewahrungsmöbel erst nach seinem Sturz fertiggestellt wurde. Aufbewahrt wird es im Seita Museum in Paris. Um 1860 entsteht ein eleganter, reich intarsierter Schreibkasten.

Ein „Bonheur du Jour“- Schreibtisch, signiert von Diehl aus Palisander und Ebenholzfurnier ist im Napoleon III. Stil gefertigt und mit Messingleisten verziert. Ein ganz besonders schönes Möbel ist ein Kabinettschrank aus ebonisiertem Holz mit vergoldeten Bronzeapplikationen. Auf der Mitteltüre befindet sich ein Blumenbouquet in Pietra Dura Arbeit (Steineinlegearbeit). Zusätzlich dienen als Dekor Akanthus und Lorbeerschnitzereien, Eckrosetten, Kapitelle und Eierstäbe. Diehl stellt regelmäßig seine Erzeugnisse aus. So auf den Weltausstellungen 1867, 1855 und 1878 in Paris. Für die Weltausstellung von 1867 fertigt Diehl ein ganz besonderes Möbel. Zusammen mit Jean Brandeley, dem der Entwurf für die Form, den Intarsien und die Bronze übertragen wird und Emmanuel Fremiet (1824-1910), der für die Schnitzereien zuständig ist, fertigt Diehl einen Münzschrank. Dieser ist in seinen Ausmaßen gewaltig (fast 2.40 Meter hoch) und ist aus Zeder mit Intarsien aus Nussbaum, Ebenholz und Elfenbein verziert. Der Stil ist angelehnt an die Merowinger Zeit. Große Bewunderung erhält der Münzschrank aber vor allem wegen seiner Bronzeverzierungen (Tiere und Soldaten).

Diehl Möbel in Museen

Viele namhafte Museen bewahren Möbel von Diehl, darunter ist das Mus. d' Orsay in Paris, das Rijksmuseum in Amsterdam, Mus. De l' Ecole de Nancy, Seita Museum in Paris, Museum of Art in Philadelphia, Carnegie Museum of Art in Pittsburgh, Metropolitan Museum of Art in New York und Museum für Kunstgewerbe in Frankfurt. Versteigert wurden Diehl Möbel auch bei Sotheby`s und Christie`s in London.

Literaturempfehlungen zu Charles-Guillaume Diehl

  • Bauer, Margit: „Europäische Möbel von der Gotik bis zum Jugendstil“, Museum für Kunsthandwerk Frankfurt, 1976
  • Ledoux-Lebard, Denise: „Les Ebenists du XIXiéme siècle 1795-1889"